Anders als viele Menschen meinen, gibt es die Beichte nicht nur in der katholischen, sondern auch in der evangelischen Kirche. Zwar benutzen wir keine Beichtstühle. Aber auch bei uns gehört es zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche, Menschen zu helfen, wenn Schuld sie belastet und bedrückt – ihnen Raum zu geben, ihre Schuld zu bekennen und ihnen die Vergebung im Namen des Dreieinigen Gottes zuzusprechen.
Jesus Christus hat die Barmherzigkeit und Liebe Gottes nicht nur verkündigt, sondern seinen Mitmenschen auch direkt zugesprochen, indem er ihnen im Namen Gottes, seines Vaters, Schuld vergeben hat, an der sie oft lange Zeit schwer getragen hatten. Für diese Menschen war der Zuspruch Jesu eine große Befreiung. Sie konnten ihren Lebensweg leichter und mit neuem Schwung weitergehen.
Auch heute kann es erleichtern und befreien, belastende Schuld vor Gott und sich selbst einzugestehen und die Gewissheit zu haben, dass sie vergeben werden kann. Es ist aber hilfreich, das nicht nur alleine für sich in einem Gebet im stillen Kämmerlein zu tun, sondern dazu ein seelsorgerliches (Beicht-) Gespräch mit dem Pfarrer oder einem Mitchristen zu führen, in dem über die Schuld gesprochen und ihre Vergebung zugesprochen wird.
Dies kann auch in jedem Gottesdienst geschehen, wo wir zu Beginn in einer Zeit der Stille Belastendes vor Gott bringen, ohne es vor den anderen Menschen auszusprechen. Der Pfarrer spricht dann die Vergebung zu.