Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

# Predigt

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Liebe Gemeinde, 

wer von Ihnen war schon mal nachts draußen in der Wüste, fernab vom nächsten Dorf oder Weiher? Oder wer von Ihnen war schon mal nachts in einem Nationalpark, ganz weit abseits, keine Stadt in der Nähe, keine Straßenbeleuchtung, alles wirklich stockfinster – und dann sternenklarer Himmel, kein Dunst? Am besten außerhalb von Mitteleuropa, da, wo sowieso wenig Licht in der Umgebung und wenige Schwebeteilchen in der Luft sind.

Ich habe schon ein paar Mal in absoluter Dunkelheit den Himmel gesehen. Und jedes Mal denke ich, wenn sich die Milchstraße wie ein weißes Band vor mir ausbreitet, wenn die Lichttupfer der Sterne bis an den Horizont reichen, wo die Dünen sich schwarz gegen die Lichtpunkte absetzen, oder die schroffen schwarzen Bergkanten, oder – im Nationalpark – die Silhouetten der Baumwipfel. Und je älter ich werde, denke ich: Was für ein Anblick! Wie schade, dass mein Augenlicht nachlässt. Wie schade, dass ich nicht alles sehe, sondern nur noch das, was meine Brillenstärke zulässt. 

Ich habe in einem Internetforum nachgeschaut, wie viele Sterne mit bloßem Auge am Himmel zu erkennen sind. Der Astronom Jochen Rose von der Wilhelm-Foerster Sternwarte in Berlin schreibt dort:  

„Wenn man davon ausgeht, dass Sterne mit einer scheinbaren Helligkeit bis zur Größenklasse 6,0 mag mit bloßem Auge gesehen werden können, dann sind am gesamten Himmel rund 6.000 Sterne zu sehen. Von einem festen Standpunkt aus also rund 3.000.“

Weißt du wie viel Sternlein stehen an dem weiten Himmelszelt? Es sind viel mehr als das. Der Wikipedia-Artikel „Sternenhimmel“ gibt folgende Auskunft: 

„Die Zahl der mit modernen Großteleskopen erfassbaren Sterne beträgt über 10 Milliarden.“

Der Predigttext für den heutigen Sonntag entstand in einer Welt, in der es keine Großteleskope gab. Ich lese ihn vor. Es sind die ersten 6 Verse aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 15. Diese Verse folgen auf allerlei Abrahamsgeschichten, in denen Abraham mit seinem Neffen Lot aus seiner Heimat in ein fremdes Land aufbricht;  wie er zunächst nach Ägypten kommt und wie er dort seine Frau Sara vor den begehrlichen Blicken des Pharao schützen muss;  wie er ins palästinensische Südland kommt und wie dort er und Lot unterschiedliche Wege gehen;  wie Abraham sich gegen feindliche Könige zur Wehr setzen muss und dabei dem ihm wohlgesonnenen Priesterkönig Melchisedek begegnet.  Alles so Geschichten. Und nun heißt es: 

Nach diesen Geschichten begab es sich, dass zu Abram das Wort des HERRN kam in einer Erscheinung: „Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“ 

Abram sprach aber: „Herr HERR, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen.“ 

Und Abram sprach: „Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein.“ 

Und siehe, der HERR sprach zu ihm: „Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein.“ 

Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: „Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen?“ 

Und sprach zu ihm: „So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!“ 

Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

3000 Sterne wird Abraham da gesehen haben, und wenn er von da an alle Sterne gezählt hätte, die er übers Jahr am Sternenhimmel zu sehen bekommt, wären es wohl 6000 gewesen. So zahlreich sollen deine Nachkommen sein, verheißt Gott dem Abraham. Heute leben drei Milliarden Juden, Christen und Muslime auf der Welt, die alle für sich in Anspruch nehmen, Nachkommen Abrahams zu sein. 

Und wenn man die Generationen seit Abraham alle zusammmenzählt, wird man vielleicht schon bald 10 Milliarden Nachkommen errechnen können, so viele, wie mit einem Großteleskop zu sehen sind.

Als ihn die Verheißung erreicht, ist Abraham schon steinalt, seine Frau Sara auch. Sie sind kinderlos, und sie müssen davon ausgehen, dass es dabeibleibt. Und dennoch verheißt Gott Abraham Tausende von Nachkommen, wenn nicht Milliarden. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. 

Abraham bleibt locker. Er sieht zwar nicht, wie das gehen soll. Aber er vertraut Gott. Er glaubt Gott. Er lässt die Sorgen sein, er lässt die Dinge auf sich zukommen. Und Gott rechnet ihm das hoch an – so hoch, wie Gott einem Menschen jedes gerechte Handeln, jede faire Tat, jeden Beweis von Nächstenliebe hoch anrechnet. 

Das nächste Kapitel erzählt, wie Abraham einen Sohn mit der Sklavin seiner Frau zeugt, mit Hagar. Zunächst scheint das die Lösung für das Problem zu sein. Der alte Mann ist noch zeugungsfähig, und wenn seine Frau nicht mehr gebären kann, so doch wenigstens ihre junge Sklavin. Die Idee stammt übrigens von Sara. 

Aber als das Kind dann da ist, verhält sich die Sklavin überheblich gegen ihre Herrin, und es kommt zum Streit. Abraham vertreibt Hagar und Ismael, und schon ist er wieder ohne Nachkommen. 

Dann kommen drei Männer zu Abraham ins Zelt nach Mamre. Sie sagen, Sara werde demnächst schwanger. Sara hört das und lacht. „Jitzchak“ ist das hebräische Wort für „sie lacht“. „Jitzchak“, so soll das Kind heißen, Isaak. Und tatsächlich bekommen Abraham und Sara aufs hohe Alter noch ein Kind: Isaak.  

In der Geschichte menschelt es, wie es nur so menscheln kann. Aber irgendwie freut man sich mit Abraham und Sara. Ja, Kinder sind ein Segen. Schon ein Kind ist ein Segen. Ein Kind kann wieder Kinder haben, und diese Kinder haben wieder Kinder und so geht das Leben immer weiter. Und irgendwann sind aus der Nachkommenschar Tausende geworden. Und irgendwann sind aus den Tausenden Milliarden geworden.    

Matthias Johan ist ein Segen – für seine Eltern, für seine Familie und Paten, und er kann ein Segen werden für immer mehr Menschen. 

Und dann ist da noch die andere biblische Botschaft, das Evangelium für den heutigen Sonntag. Quintessenz: Sorgt nicht. Ich lese es Ihnen vor, die Unbekümmertheit, die aus ihm spricht, soll für sich stehen. Ja, wir müssen uns Gedanken machen darüber, wie es weiter geht auf der Erde, mit den vielen Menschen, der Natur, der Vielfalt des Lebens – und mit dem Dreck, den wir hinterlassen. 

Aber Sorgen dürfen uns nicht handlungsunfähig machen. Sondern wer entschlossen und zielstrebig handelt, braucht einen klaren Kopf. Kinder, die aufwachsen, brauchen einen möglichst sorgenfreien Start, müssen ihre Neugier und Lebensfreude entwickeln können. Und dies mit eingepreist, wirken Jesu Worte wie Balsam für die Seele. Ich lese Ihnen diese Worte vor: 

Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 

Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? 

Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? 

Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 

Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. 

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 

Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Ja, so soll es sein. Amen.

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