Friedensbotschaft in Zeiten des Krieges

Friedensbotschaft in Zeiten des Krieges

Friedensbotschaft in Zeiten des Krieges

# Predigt

Friedensbotschaft in Zeiten des Krieges

Liebe Gemeinde!

Jedes Jahr hören wir die Friedensbotschaft von Weihnachten, die Botschaft der Engel an die Hirten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ 

Aber wir hatten wohl lange keinen Heiligabend mehr, wo die Sorge um den Weltfrieden so groß war, wie heute. Wo das Gefühl vorherrscht, dass die Mächtigen nicht Gott die Ehre geben, sondern ihren eigenen Interessen. Und dass auch die Völker der Erde immer weniger bereit sind, Gott die Ehre zu geben, sondern nationalistischen Versprechen die Ehre geben, nach dem Motto: „Jeder denkt an sich, dann ist jedem geholfen.“ Dabei wissen wir mittlerweile längst, dass solche hohlen Phrasen letztlich niemandem helfen. Wir Menschen bleiben auf das Miteinander angewiesen – und leider funktioniert es nicht, dieses Miteinander. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die große politische Bühne. 

Was mich an der Weihnachtsgeschichte anrührt, ist, dass sie sichtbar macht, wie das große Weltgeschehen in die Biografien einfacher kleiner Leute hineinspielt. Ein Weltgeschehen, auf das die kleinen Leute Josef und Maria keinen Einfluss haben, das aber in ihr Leben hineinspielt, ihr Leben beeinflusst, es aus seinen gewohnten Bahnen reißt, sie sogar heimatlos macht. 

Maria und Josef fügen sich dem, weil ihnen keine andere Wahl bleibt. Aber wie so oft in der Bibel lenkt Gott mit seinem unerforschlichen Ratschluss die Geschicke so, dass die Mächtigen zwar nach Unheil trachten, Gottes Heil sich aber doch mitten im Schlamassel, das die Mächtigen angerichtet haben, seinen Weg sucht und findet.

Der Kaiser Augustus lässt sein Volk zählen, und ungezählte Menschen müssen sich auf den Weg machen, so auch Josef und Maria. Und gerade deshalb gelangen sie an den Ort der Verheißung, wo wahr wird, was die Propheten schon immer gesagt haben: Hier, in Bethlehem, soll das Heil der Welt geboren werden. 

Wir stehen genauso da, wie Maria und Josef, die ratlos auf das Welttreiben geschaut haben mögen, die sie sich gefragt haben mögen: „Wo soll das alles enden?“ 

So stehen wir jetzt auch da, schauen auf einen sinnlosen Angriffskrieg an den Rändern der Europäischen Union, schauen auf das Pulverfass Naher Osten, in dem gerade etwas Riesiges zu explodieren droht. Und wir können nichts tun, als hinzuschauen, gebannt, voller Sorge und Furcht. Wir haben alles unsere Meinungen, unsere Erklärungen, unsere Rezepte. Aber in Wirklichkeit haben wir alle keine Vorstellung von dem, was da noch alles auf uns zukommt. 

Was tun? Man kann sich von der Angst und Sorge zerfressen lassen. Man kann aber auch das ganze Elend der Welt beiseiteschieben und ignorieren, nach dem Motto: „Bringt ja eh nichts, wenn es hart kommt, dann kommt es.“ Man kann auch in Zynismus und Häme verfallen, nach dem Motto: „Lasst es krachen, Hauptsache hier bleibt es ruhig.“ 

Mitten in dieser Nacht erscheint ein Engel bei irgendwelchen zerlumpten Gestalten auf dem Feld. Mitten in diesem Dunkel, in dieser Aussichtslosigkeit. Die Klarheit des Herrn leuchtet um die Hirten – der Auftritt des Engels beschert ihnen einen Moment der Klarheit. Aller Zynismus, alle Häme, alle Bitterkeit fallen von ihnen ab. Aller Schutz, mit dem sie das Elend der Welt von sich fernhalten, geht plötzlich verloren. Und sie fürchteten sich sehr.

Mitten in diesem Dunkel und in dieser Schutzlosigkeit spricht der Engel des Herrn seine Botschaft aus, und er verkündigt den finsteren Gestalten große Freude, die allem Volk widerfahren wird. „Euch ist heute der Heiland geboren“, sagt er.

Welchen Weg schlägt Gott da mit seinem unerforschlichen Ratschluss ein? Wo bricht sich sein Heil Bahn? Der Silberstreif der Hoffnung ist immer noch nicht am Horizont zu sehen. Die Völker bekriegen sich weiter, als wäre kein Engel erschienen, als gäbe es kein Morgen.

Doch dann tritt zu dem einen einsamen Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, und sie singen dieses Lied: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Sie singen: „Lass dich nicht verhärten. Werde wieder weich, empfänglich für die Botschaft des Friedens, der Liebe, des füreinander Einstehens. Lass die Angst, die übergroße Angst vor dem Untergang hinter dir. Vertraue, dass Gott in seinem unerforschlichen Ratschluss Gutes im Sinn hat. Du magst nicht wissen was, aber lass dich auf ihn ein. Werde Teil seines Volkes, werde einer von den Menschen seines Wohlgefallens. 

Jedes Jahr an Heiligabend spielen wir diese Botschaft der Liebe nach. Wir spielen Frieden und Liebe. Manchmal gelingt dieses Spiel, und wir genießen einen Abend der Ruhe und des Friedens im Jahr. Einen Tag des Schenkens, des sich Verschenkens, der Liebe, des naiv ungetrübten Miteinanders. Und das tut gut. 

Manchmal misslingt dieses Spiel unterm Weihnachtsbaum. Und wenn es misslingt, dann streiten sich wieder alle, und der Abend endet fürchterlich. 

Aber es ist doch nur ein Spiel. Eine Ahnung dessen, wie das Miteinander sein könnte, wenn wir doch nur mehr auf Gottes weisen Ratschluss vertrauen könnten. 

Lasst Gott seinen Weg mit uns gehen.
Versucht gar nicht erst, alles in eurem Sinne besser zu machen.
„Denn euch ist heute der Heiland geboren“, so lautet das Spiel, mit dem wir Weihnachten nachstellen.
"Seht ihr ihn? Entdeckt ihr ihn? Folgt seiner Spur!" 

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Und vergesst nicht: Ihr seid es, die Menschen seines Wohlgefallens.  

Amen. 

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